Gottlob Frege

Der Mathematiker, Logiker und Philosoph Gottlob Friedrich Ludwig Frege (1848 - 1925) aus Wismar hat die Entwicklung der modernen Wissenschaft maßgeblich beeinflusst. War Frege zu Lebzeiten die allgemeine Anerkennung noch versagt geblieben, so änderte sich dies später entscheidend.

In Fachkreisen wird er heute wegen seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auch oft ‚Aristoteles der Neuzeit‘ genannt. Mit der ‚Begriffsschrift‘ entwickelte Gottlob Frege die moderne, inzwischen schon klassische zweiwertige Prädikatenlogik auf der Grundlage eines vollständigen Axiomensystems. Dieser Geniestreich führte letztlich in die Computerwelt der Gegenwart. Darüber hinaus hat Frege aber weitere bedeutende Arbeiten zu den Grundlagen der Wissenschaft hinterlassen.

Lebensdaten

  • Geboren am 8. November 1848 in Wismar in der Böttcherstraße 2
  • Von 1878-1919 Professor an der Universität in Jena
  • † gestorben am 26. Juli 1925 in Bad Kleinen, letztes Wohnhaus in der Waldstraße 17; sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Wismar.
Gottlob Frege

Das Elternhaus war für Gottlob Freges Werdegang von besonderer Bedeutung. Der Vater, Alexander Frege (1809-1866), gründete in Wismar 1840 eine höhere Töchterschule. Er verfasste mehrere Publikationen. In seiner Schrift ‚Die Entwicklung des Gottesbewußt-seins‘ schrieb er: „Es gehört also offenbar größte Klarheit der Erkenntnis zur höchsten Vollendung des Menschengeistes und es muss als des Menschen Ziel bezeichnet werden, zu solcher zu gelangen.“ Nach dem Tod Alexander Freges übernahm die Mutter, Auguste Frege, die Leitung der Schule.

Großen Einfluss auf die Entwicklung Gottlob Freges wird auch das Wismarer Gymnasium, die Große Stadtschule, gehabt haben. Der Rektor, Dr. Eduard Haupt, der als Abgeordneter 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurde, wollte die Anlagen der Schüler harmonisch entwickeln, um „… aus ihnen das zu gewinnen, was wir als die schönste Blüte aller menschlichen Bildung zu betrachten gewohnt sind und … Humanität nennen.“

Noch bedeutsamer waren die Studienjahre in Jena und Göttingen. Ernst Abbe, der legendäre Physiker und Unternehmer, erkannte Freges hohe Begabung und wurde dann in Jena lebenslang sein Förderer. 1879 erschien Freges ‚Begriffsschrift‘. Ausgehend von Aristoteles gelang es ihm darin, ein vollständiges Formelwerk für die moderne Logik zu erfinden.

In weiteren grundlegenden Schriften versuchte Frege die Arithmetik, die Lehre von den Zahlen, logisch zu begründen. Dazu vervollkommnete er die seit Euklid bekannte axiomatische Methode. Das Projekt schien auch gelungen, bis Bertrand Russell 1902 einen logischen Widerspruch in Freges System entdeckte. Für Frege war das ein Schock, von dem er sich nie ganz erholte. Zwar kann man den Widerspruch vermeiden, aber dann ist die Arithmetik nicht rein logisch hergeleitet. Auch zu dieser Erkenntnis haben Freges Werke maßgeblich beigetragen. Frege analysierte zudem die inhaltlichen Fragen der Logik. Das führte ihn auf die Unterscheidung von Sinn und Bedeutung sprachlicher Ausdrücke. So leistete er einen bedeutsamen Beitrag zur Sprachwissenschaft und zur Sprachphilosophie. Zu Lebzeiten kaum gewürdigt, füllen heute Bücher zu Freges Werken weltweit ganze Bibliotheken. Seine Veröffentlichungen wurden in viele Sprachen übersetzt.

Begriffsschrift

Mit der Begriffsschrift lassen sich sichere Erkenntnisse der Wissenschaft so miteinander verbinden, dass neue, zweifelsfreie Erkenntnisse gewonnen werden können. Freges logische Methode hat nicht nur die Entwicklung der Mathematik und Philosophie in besonderer Weise gefördert. Es ging allgemein um die Gesetze des Denkens und die Wahrheitsfindung.

Verdienste

  • Begründer der modernen mathematischen Logik ("Begriffsschrift",1879)
  • Definition des Zahlbegriffes ("Grundlagen der Arithmetik", 1884): "0 ist die Anzahl, welche dem Begriffe 'sich selbst ungleich' zukommt.
  • Versuche zur Formalisierung der Arithmetik ("Grundgesetze der Arithmetik", 2Bd, 1893-1903)
  • Beiträge zur Sprachphilosophie: Trennung von Syntax und Semantik, Begriff und Gegenstand

Nachrufe für den weltweit verehrten, großen Sohn der Stadt Wismar

„Dieser Frege ist einer der größten deutschen Denker gewesen. Ja einer der größten abendländischen Denker überhaupt. Ein Denker vom Rang und der Tiefe eines Leibnitz und einer schöpferischen Kraft, die von der seltensten Mächtigkeit ist.“
                                         Prof. Heinrich Scholz, Münster

„Frege war ein Genie. … Sein Werk hat die Wissenschaftsentwicklung und das philosophische Denken des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflusst.“
                                              Prof. Lothar Kreiser, Leipzig

Autoren

Edith Framm, Joachim Framm, Dieter Schott, 2024