Hydraulische Bindemittel auf Basis von Asbestzement-Rezyklaten

Quelle: Hochschule Wismar

Für asbesthaltige Produkte besteht seit 1992 ein Herstellungs- und Verwendungsverbot. Da es für Asbestzementprodukte im Einbauzustand keine generelle Sanierungsverpflichtung gibt, sind sie vielerorts noch verbaut. Asbestzementabfälle werden auf speziellen Deponien entsorgt. Im Rahmen des abgeschlossenen Projekts wurde ein kombiniert thermisch-mechanisches Recyclingverfahren zur gleichzeitigen Detoxifizierung und Rückgewinnung hydraulischer Bindemittel und deren Nutzung entwickelt.

Alljährlich fallen allein in Deutschland viele Millionen Tonnen mineralischer Baustoffe zur Wiederverwertung an, die bisher überwiegend in geringwertigen Anwendungen, z.B. als Straßenunterbaumaterial, erneute Verwendung finden. Ein spezielles Abfallproblem stellen zurückgebaute Asbestzementprodukte dar, die derzeit ausschließlich auf Deponien unter Beachtung spezieller Auflagen entsorgt werden. Das Fachgebiet Baustofftechnologie / Bauphysik widmet sich in einer seiner Hauptarbeitsrichtungen in der angewandten Forschung der Entwicklung geschlossener Werkstoffkreisläufe für zementgebundene Baustoffe. Im Rahmen des hier exemplarisch vorgestellten Projekts bestand die zielsetzende Aufgabenstellung in der Rückgewinnung eines hydraulischen Bindemittels aus Asbestzementerzeugnissen unter gleichzeitiger vollständiger Zerstörung der seit langem als gesundheitsgefährdend eingestuften Asbestfasern. Hierzu wird ein am Fachgebiet entwickeltes kombiniert thermisch-mechanisches Behandlungsverfahren auf Niedertemperatur-/Niederenergieniveau genutzt, welches die Asbestfasern vollumfänglich in gesundheitlich unbedenkliche mineralische Partikel und den dominierenden Zementsteinanteil am Asbestzement in ein hydraulisches Bindemittel umwandelt. Einen Eindruck der Beschaffenheit des Verfahrensprodukts gewährt in einer rasterelektronenmikroskopischen Aufnahme.

Das Endprodukt weist zementvergleichbare Eigenschaften auf. Hierzu dokumentiert das Diagramm im Bild in Gegenüberstellung zu einem Normzement die Festigkeitsentwicklung des aus Asbestzement neu gewonnenen hydraulischen Bindemittels. Angesichts seines hohen Wasserbindevermögens bietet es sich speziell für Anwendungen im Tiefbau und im Bereich der Bodenverbesserung/Bodenverfestigung an. Mit dem erfolgreichen Abschluss dieses F+E- Projekts wird ein bedeutsamer Beitrag zur Lösung eines drängenden Abfallproblems geleistet, indem es Verwertungsmöglichkeiten anstelle Deponierung aufzeigt. Dadurch dass es darüber hinaus einen praktikablen Weg zu einer Kreislaufführung für mineralische Baustoffe, speziell hydraulische Bindemittel, dokumentiert, leistet es auch einen generellen Beitrag zur dringend gebotenen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Für die Projektdurchführung wurden die modern ausgestatteten Labore des Bereichs Bauingenieurwesen genutzt, die neben mechanischer und bauphysikalischer Prüfeinrichtungen gemäß aktuellem Stand der Technik auch Geräte und Methoden hochentwickelter instrumenteller Analytik bieten.


Team: Fachgebiet Baustofftechnologie / Bauphysik
Mitarbeiter/innen: Dr. Julia von Werder, Yvonne Menzel,
M.eng. Melanie Schomann, Andreas Haak


zurück zur Übersicht