Entwicklung eines Komposit-Dichtungsmaterials für mehrfach gekrümmte Ebenen

Quelle: Hochschule Wismar

Ziel des Verbundprojekts ist es, ein bleifreies Komposit-Dichtungsmaterial als Alternative zu konventionellen Bleielementen für Übergänge komplexer Geometrie im Dach- und Fassadenbereich zu entwickeln.

Zur Abdichtung von Übergängen komplexer Geometrie im Dach- und Fassadenbereich werden vorwiegend Bleitafeln verwendet. Beispiele für derartige Übergänge sind Wandanschlüsse, Einfassungen von Dachfenstern oder auch Auflagen von Dachdurchführungen für Schornsteinanlagen. Das Walzblei ist besonders leicht verformbar und ermöglicht somit eine einfache, formschlüssige Anpassung an die individuelle Dachgeometrie. Die Verbindung der Bleiauflagen untereinander bzw. mit anderen metallischen Konstruktionselementen erfolgt in der Regel durch Lötverbindungen.

Die Verwendung der konventionellen Bleielemente gilt, aufgrund der hohen Toxizität des Schwermetalls, weltweit als umstritten. Vor allem im skandinavischen Raum ist der Einsatz dieses Werkstoffs für Abdichtungsarbeiten daher bereits heute gesetzlich verboten. Zukünftig ist davon auszugehen, dass weitere Nationen dem skandinavischen Vorbild folgen und ebenfalls ein Bleiverbot aussprechen werden. Zudem ist die Schaffung einer dichten und optisch ansprechenden Lötverbindung zwischen Blei und anderen Metallen relativ kompliziert. Ein weiterer Nachteil ist das vergleichsweise sehr hohe Gewicht des Bleis, was die fachgerechte Montage zusätzlich erschwert.

Zielstellung des FuE-Projekts ist die Entwicklung eines innovativen bleifreien Komposit-Dichtungsmaterials für mehrfach gekrümmte Ebenen. Dabei handelt es sich um eine hochwertige Alternative, die den konventionellen Bleitafeln in mechanischen Eigenschaften, Erscheinungsbild und Alterungsbeständigkeit in nichts nachsteht, jedoch absolut frei von gesundheits- und umweltschädlichen Bestandteilen ist. Der neuartige Werkstoff soll sowohl als Rollenware für individuelle Dichtungsarbeiten als auch als definiertes Fertigteil zur Dachdurchführung diverser Module zur Verfügung stehen. Neben der Abdichtung von Übergängen ist zudem eine Nutzung als großflächiges Eindeckungsmaterial für Dächer und Fassaden denkbar.

Die wesentlichen Merkmale des zu entwickelnden Dichtungsmaterials im Überblick:

  • Verwendungszweck: Abdichtung von Übergängen vorwiegend komplexer Geometrie im Dach- und Fassadenbereich (ggf. großflächige Eindeckung von Dächern bzw. Fassaden)
  • keine gesundheitlich oder umwelttechnisch bedenklichen Inhaltsstoffe (möglichst recycelbar)
  • Ausführung als Metall-Polymer-Verbund
  • leichte Formbarkeit von Hand, dauerhafte Formhaltigkeit
  • dauerhafte Dichtigkeit
  • hohe Alterungs- und Korrosionsbeständigkeit (anvisierte Lebensdauer von ca. 30 Jahren)
  • gute Witterungsbeständigkeit (unter UV-Strahlung, Regen/Hagel, Extremtemperaturen etc.)
  • hohe Reißfestigkeit
  • gute Dehnbarkeit bei geringem elastischem Recoil
  • metallische Oberfläche mit hochwertigem Erscheinungsbild
  • geringes Gewicht und möglichst geringe Produktionskosten

Ziel ist ein Komposit-Dichtungsmaterial, das die o.g. Anforderungen unter allen möglichen klimatischen und konstruktiven Randbedingungen erfüllt.

Während der Verbundpartner, die Firma Torgelower Metallwaren GmbH, Kenntnisse und Erfahrungen aus der eigenen Produktpalette in das Projekt einbringt, kann das KBauMV als wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule Wismar wichtige theoretische Erkenntnisse beisteuern. Dies betrifft insbesondere die baustofflichen, bauphysikalischen und konstruktiven Grundlagen, die für die Bewertung von Einsatzmöglichkeiten und Dauerhaftigkeit des innovativen Produkts erforderlich sind. Mit einem entsprechend gut ausgestatteten Gerätebestand sollen die notwendigen mechanischen und bauphysikalischen Prüfungen durchgeführt werden.


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