Hochschule WismarHochschule Wismar

Energie- und Wassergewinnung in Namibias Wüste

Weichenstellung in Namibia, denn sie trafen sich zu einem Planungsgespräch an der Namibischen Universität NUST: Julia Heiminnk, Assistentin am IPT Wismar, Prof. DR. Harald Hansmann, Hochschule Wismar/IPT), Prof. Pio Barone Lumaga, Leiter des Innovation Lab (NUST, Dr. Al-Mas Sendegeya, Ingenieurwissenschaftliche Fakultät der NUST und Prof. Damas Mashauri, Stellvertretender Leiter des Bereiches Civil and Environmental Engineering (NUST). Quelle: Foto: Sekretariat Prof. Lumaga

Bild herunterladen

(Wismar/Windhoek) Bereits seit 2012 arbeitet die Hochschule Wismar mit der Namibia University of Science and Technology (NUST) im Rahmen verschiedener Studenten- und Dozentenaustauschprojekte zusammen. Anfang Oktober wurden in Windhoek die Weichen für erste gemeinsame Forschungsprojekte gestellt. Es erfolgten konkrete Planungen zum Aufbau zweier Demonstrationsanlagen zur Trinkwassergewinnung in Namibia. Teile der Anlagen werden in kleinem Maßstab durch die Hochschule Wismar entwickelt und nach Windhoek versandt. Der weitere Ausbau sowie die Installation, der Betrieb und die wissenschaftliche Untersuchung der Betriebseigenschaften dieser Anlagen wird durch NUST realisiert.

Eine Alternative zum Brunnenbau

Eine der beiden zu errichtenden Anlagen erzeugt über die Verdampfung und anschließende Kondensation Trinkwasser aus Salzwasser, das dem Atlantik entnommen wird. Der Energieeintrag zur Verdampfung erfolgt ausschließlich über Sonneneinstrahlung. Pumpen für den Wassertransport werden ebenfalls ausschließlich durch Sonneneinstrahlung mittels Photovoltaikanlagen betrieben. Eine Anbindung an ein Stromnetz ist somit nicht erforderlich. Die zweite Anlage erzeugt Trinkwasser durch Ansaugen von Wasser aus feuchten Böden in einer Tiefe von nur wenigen Metern unter der Erdoberfläche. Dies stellt eine Alternative zum Brunnenbau dar, der in Namibia Bohrlöcher mit einer Tiefe von 100 bis zu 300 Metern erfordert. Auch bei dieser Anlage wird ausschließlich Sonnenenergie zum Betrieb genutzt. Solche Anlagen sollen an Orten der namibischen Wüste eingesetzt werden, die einerseits in großer Entfernung von anderen Trinkwasserquellen liegen und andererseits unterirdische Feuchtigkeit aufweisen, die an einer leichten oberflächlichen Vegetation der Wüste erkennbar sind. Da Namibia durchschnittlich eine sehr hohe Energiedichte der Sonneneinstrahlung (je nach Region 5.200 bis 6.200 Watt pro Quadratmeter und Tag) aufweist, lassen sich solche sonnenlichtbetriebenen Anlagen theoretisch sehr effektiv betreiben. Der Betrieb und die Analyse der Betriebseigenschaften der Demonstrationslagen sollen dies belegen.

Von der Demonstrationsanlage zum Pilotprojekt
Die Namibische Universität wird den Betrieb und die Bewertung der Demonstrationsanlagen in Bezug auf beispielsweise Effektivität und Störanfälligkeit übernehmen. Mitte nächsten Jahres sollen Ergebnisse der Messungen vorliegen, die die Akquise von Geldern aus privater und öffentlicher Hand ermöglichen, um damit in den Folgejahren die nächste Stufe im Pilotmaßstab aufbauen zu können. Basis für diese Vorlaufforschung ist einerseits die Einreichung eines Patentes der Hochschule Wismar „Vorrichtung von Kondensation von Wasser“ durch Prof. Dr.-Ing. Harald Hansmann im September 2016. Außerdem erfolgte eine kurzfristige finanzielle Unterstützungszusage des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommerns für die Vorlaufforschung zu dieser Kooperationsanbahnung.

Im Fokus der namibischen Volkswirtschaft
Die wesentlichen Themen, die für das Land Namibia von volkswirtschaftlicher Bedeutung sind, lauten „Energiegewinnung“, „Wassergewinnung“ und „Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion“. Zum einen ist Namibia in hohem Maße auf Energielieferung aus dem Ausland angewiesen. Zum anderen ist die Wassergewinnung über Entsalzungsanlagen an der Atlantikküste sowie über Bohrlöcher relativ energieaufwendig. „Dass damit auch die für die landwirtschaftliche Nutzung verfügbare Wassermenge prekär ist, ergibt sich zwangsläufig“, so Professor Hansmann. Der 61-Jährige lehrt nicht nur Kunststofftechnik/Werkstoffe an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Hochschule Wismar. Er ist auch Leiter des An-Institutes für Polymertechnologien e. V. (IPT), das seinen Sitz nur wenige Meter vom Campus entfernt im Wismarer Technologie- und Gewerbezentrum e. V. im Alten Holzhafen hat.

Mehrjährige enge Kontakte
Den Kontakt zur Universität in Namibia hatte im April 2016 Dr. Hartmut Domröse, Mitarbeiter am Robert Schmidt der Hochschule Wismar (RSI), auf Initiative Professor Hansmanns hergestellt. Denn das RSI pflegt seit 2012 enge Kontakte zur NUST bzw. dem Polytechnikum als deren Vorgängereinrichtung. Besondere Höhepunkte dieser namibisch-deutschen Zusammenarbeit waren 2013 die Internationale Konferenz zur Vernetzung von Ingenieur- und Wirtschaftsausbildung sowie die erfolgreiche Erprobung Wismarer Ausbildungsmodule in Windhoek im Rahmen von sogenannten Forschungs- und Entwicklungsteams. Nun stehen Prof. Pio Barone Lumaga, Leiter des Innovation Design Lab, einer interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungseinrichtung der NUST, sowie Prof. Damas Mashauri, Leiter der Abteilung Bauingenieurwesen und Umwelttechnik (Civil and Environmental Engineering), mit Prof. Hansmann in einem intensiven Austausch.

Kontakt Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an den Projektverantwortlichen der Hochschule Wismar, Prof. Dr.-Ing. Harald Hansmann, Bereich Maschinenbau/Verfahrens- und Umwelttechnik der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, per E-Mail: harald.hansmann@hs-wismar.de oder telefonisch: 03841 758-23 90.


Zurück zu allen Medieninformationen