Hochdeutsch, schlechtes Deutsch, Juristendeutsch?

Prof. Dr. iur. Jantina Nord (rechts) mit der Referentin, Rechtsanwältin Dr. iur. Kara Preedy, LL. M., Partnerin PuschWahligLegal, erwarten während des Akademischen Tages in Berlin interessierte Fragen der Wismarer Studierenden.

Bild herunterladen

(Berlin/Wismar) Erstmalig hat ein juristischer Studiengang in Deutschland ein Gutachten zur Sprachkompetenz seiner Studierenden erstellen lassen. Der traditionelle „Akademische Tag der Wismarer Wirtschaftsrechtsstudierenden in Berlin“ am 16. Mai 2013 widmet sich deshalb dieses Jahr dem Thema „Sprachkompetenz“. PD Dr. phil. André Meinunger, Linguist und Autor von „Sick of Sick“, wird den aus Wismar angereisten Studierenden sein Gutachten vorstellen. Zum Thema „Sprache und Recht“ folgen zwei Fachvorträge: Der Jurist Hendrik Wieduwilt berichtet von seiner Arbeit als Pressesprecher im Bundesjustizministerium. Dr. iur. Kara Preedy, Partnerin PuschWahligLegal, berichtet über das Ringen um verständliche Regelungen in Arbeitsverträgen („Zwischen AGB-Kontrolle und Employer Branding“).

 

Die Vertreter der Medien sind herzlich zum öffentlichen Teil des Akademischen Tages (Empfang und Vorträge) eingeladen:

16. Mai 2013, Beginn 17:45 Uhr, Ende gegen 20:00 Uhr
Quadriga-Forum, Am Werderschen Markt 15,
Saal Friedrichswerder.

Die juristische Ausbildung muss den Studierenden nicht nur Kenntnisse des Rechts vermitteln sondern auch den Umgang mit juristischer Fachsprachlichkeit. Klar und logisch im Aufbau, präzise in der Sprache und bei all dem für den Adressaten verständlich – so sollen Juristen formulieren. Der Adressat ist dabei vorrangig „Otto Normalverbraucher“. Dieser soll den Vertragsentwurf, den Schriftsatz oder den Gesetzestext verstehen können – und nicht nur die ebenfalls juristisch vorgebildete Kollegin. Die Realität sieht leider anders aus: Schachtelsätze, doppelte Verneinungen, unnötige Fremdwörter sowie eine besondere Vorliebe für Substantivierungen sind oft Merkmale juristischer Texte.

Seit einigen Jahren müssen in der juristischen Ausbildung aber nicht nur die schlechten Sprach-Vorbilder aus den eigenen Reihen bekämpft werden. „Wenn ein Student dauernd ‘vollumfänglich’ sagt, genügt ein freundlicher Hinweis darauf, dass dieser Ausdruck den Sinn des Gesagten nicht eben unterstreicht“, so Prof. Dr. iur. Jantina Nord, Initiatorin des Projekts „Sprache in der Juristenausbildung“ an der Hochschule Wismar. „Wenn aber fast die Hälfte eines Jahrgangs den Konjunktiv nicht sicher beherrscht, haben wir ein Problem“. Dieses Problem wird seit einigen Jahren in der Juristenausbildung massiv diskutiert: „Die Frage der Sprachkompetenz ist in der juristischen Fachdidaktik auch vor dem Hintergrund der Heterogenität der Studierenden ein großes Thema“, bestätigt Prof. Dr. iur. Judith Brockmann, Mitglied des Zentrums für rechtswissenschaftliche Fachdidaktik der Universität Hamburg. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren: ‘rausprüfen’ oder Niveau absenken – das kam für uns in Wismar nicht in Frage“, so Professorin Nord. „Aber wenn die Schulen seit Jahren den Lehrauftrag in Sachen Deutsch nicht mehr erfüllen können, dann müssen wir halt sagen: wir wollten den Job zwar nicht, aber wir lassen unsere Studierenden hier auch nicht allein“. Die Lösung heißt: „Sprachkompetenz Deutsch“ als Teil des Lehrangebots der juristischen Ausbildung. Wie Dr. Preedy berichtet, betreibt derzeit die Top-Liga der-Unternehmen einigen Aufwand, damit deren Verträge Unternehmensgeist, Regelungsziel und Verständlichkeit sprachlich vereinen. „Vor dem Hintergrund frage ich mich“, so Prof. Nord, „ob ‘Sprachkompetenz’ nicht schon viel länger reguläres Ausbildungsfach in der Juristenausbildung hätte sein sollen“.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. iur. Jantina Nord, bzw. E-Mail: jantina.nord@hs-wismar.de oder an die Pressestelle der Hochschule Wismar, Telefon: 03841 753-72 00


Zurück zu allen Medieninformationen