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Qualifiziert das Abitur noch fürs Studium?

Arbeitsgruppe "Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung", v.l.n.r.: PD Dr. phil. André Meinunger, Prof. Dr. iur. Jantina Nord, Thilo Tröger

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(Berlin/Wismar) Seit einem Jahr läuft an der Hochschule Wismar der Modellversuch, sprachliche Defizite der Wirtschaftsrechtsstudierenden gezielt nachzuschulen. Die Ergebnisse des Modellver-suchs präsentiert die Arbeitsgruppe „Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung“ auf dem diesjährigen „Dies Academicus der Wismarer Wirtschaftsrechtstudierenden in Berlin“. Als Gastredner werden Dr. phil. Antje Baumann (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Axel Breinlinger (Richter am Bundesarbeitsgericht) sowie Rechtsanwältin Eva Engelken (Autorin des Buches „Klartext für Anwälte“) die Bedeutung guter Sprache für Rechtssetzung und Rechtsanwendung den aus Wismar angereisten Studierenden darlegen.

Eigentlich sind Propädeutika, also Brückenkurse, die das nötige Grundwissen zum Einstieg in das Studium vermitteln, nichts Außergewöhnliches. In MINT-Fächern benötigen viele Studienanfänger ein Propädeutikum zur Mathematik, und auch Brückenkurse zur Auffrischung von Latein- oder Fremdsprachenkenntnissen sind weit verbreitet. Aber ein Propädeutikum „Deutsch für Muttersprachler“ als Voraussetzung für den erfolgreichen Einstieg in juristische Studiengänge?

„Die Veröffentlichung unseres Gutachtens zur mangelnden Sprachkompetenz der Studienanfänger hat eine Menge Bewegung in die juristische Ausbildung gebracht“ freut sich Prof. Dr. iur. Jantina Nord, Leiterin der Arbeitsgruppe „Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung“. „Wir haben viele Zuschriften von juristischen Fakultäten, von Kolleginnen, die im Staatsexamen prüfen, von Kanzleien und  aus verschiedenen Ministerien erhalten. Und alle haben das Ergebnis unserer Erhebung bestätigt: Das Abitur ist kein Garant mehr dafür, dass die Studienanfänger über die für ein Jurastudium erforderlichen sprachlichen Kompetenzen verfügen.“ In einem einjährigen Modellversuch an der Hochschule Wismar haben PD Dr. phil. André Meinunger, Linguist am Zentrum für allgemeine Sprachwissenschaft, Berlin, Thilo Tröger, Germanist und Lehrkraft an der juristischen Fakultät der Universität Greifswald, Rechtsanwältin Eva Engelken und Professorin Jantina Nord mit einem dafür maßgeschneiderten Kursangebot erprobt, ob sich fehlende Sprachkompetenz mit vertretbarem Aufwand innerhalb des Studiums erfolgreich nachschulen lässt.

Zwar gibt es das schon sprichwörtlich schlechte Juristendeutsch nicht erst seit der „Generation Pisa-Schock“. Schon immer hat sich ein Teil der juristischen Texte dadurch ausgezeichnet, dass Verantwortlichkeiten verschleiert werden und durch die gehäufte Verwendung überflüssiger Fachausdrücke versucht wird, argumentative Schwachstellen zu verdecken. Die Arbeitsgruppe „Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung“ weist in ihrem Bericht zum Modellversuch aber darauf hin, dass sprachlich weniger gut ausgebildete Studierende solche Texte oft völlig kritiklos akzeptieren. Sie seien nicht in der Lage, logische Brüche zu erkennen. „Diese Texte dienen ja leider angehenden Juristinnen und Juristen als Sprachvorbilder. Nur ist es eben nicht nur eine Stilfrage, ob eine Rechtsauffassung schlüssig, verständlich und nachvollziehbar begründet ist“, erläutert Prof. Nord. „Es ist für uns daher absolut großartig, dass wir bei unserem Bemühen um die sprachlichen Kompetenzen der Studierenden so viele Unterstützer und Mitstreiter gewinnen konnten.“ Am diesjährigen Dies Academicus werden die Studierenden von den Gastrednern aus erster Hand erfahren, wie untrennbar ein präziser Sprachgebrauch mit Rechtssetzung und Rechtsfindung verknüpft ist.

Programm:

16.30 Uhr: Begrüßung und Empfang
17.00 Uhr: „Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung“, 1. Teil -   Vorstellung der Ergebnisse nach einem Jahr Modellversuch (Prof. Dr. iur Jantina Nord, PD Dr. phil. André Meinunger, Thilo Tröger)
17.30 Uhr: „Sprachkompetenz in der juristischen Ausbildung“, 2. Teil, Rechtsanwältin Eva Engelken
18.00 Uhr: „Verständliche Gesetze – was Sprachberater in der Gesetzgebung leisten können“, Dr. phil. Antje Baumann, Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
18.30 Uhr: „Richter, Recht und Sprache“, Axel Breinlinger, Richter am Bundesarbeitsgericht

Die Vertreter der Medien sind herzlich zum öffentlichen Teil des Akademischen Tages (Empfang und Vorträge) eingeladen:

4. Juni 2014, Beginn 16:30 Uhr, Ende gegen 19:30 Uhr
Quadriga-Forum, Am Werderschen Markt 15,
Saal Friedrichswerder.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. iur. Jantina Nord, bzw. E-Mail: jantina.nord@hs-wismar.de oder an die Pressestelle der Hochschule Wismar, Telefon: 03841 753-72 00.


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